Bayern im Reichspostgebiet, Markgraf von Baden & Ersten Briefmarken Bremens

In der heutigen Ausgabe von Historisch & Wissenswert: Bayern tritt dem Reichspostgebiet bei. Fast ein Jahrhundert zuvor, im Jahr 1655, wurde Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden geboren. Währenddessen entwickelte sich das Postwesen weiter: 1855 erschienen die ersten Briefmarken Bremens, die ein neues Kapitel in der deutschen Postgeschichte einläuteten.

Bayerns Eintritt in das Reichspostgebiet (1. April 1920)

Am 1. April 1920 wurde das bayerische Postwesen offiziell in die Reichspost integriert, was das Ende der über hundertjährigen Eigenständigkeit der bayerischen Postverwaltung markierte. Diese Maßnahme war Teil einer umfassenden Zentralisierung, die nach dem Ersten Weltkrieg durch die Weimarer Verfassung von 1919 angestoßen wurde.

Reservatrechte Bayerns

Trotz der Reichsgründung von 1871 behielt Bayern aufgrund seiner Reservatrechte eine eigenständige Postverwaltung. Diese Eigenständigkeit endete erst mit dem Poststaatsvertrag von 1920, der den Übergang der Post- und Telegraphenverwaltung Bayerns an das Deutsche Reich regelte.

Um regionale Besonderheiten zu wahren, wurde eine eigene Abteilung des Reichspostministeriums in München eingerichtet. Diese Abteilung war für innerbayerische Angelegenheiten zuständig und stellte sicher, dass der Großteil der Beamten bayerischer Herkunft war.

Auswirkungen der Integration

Die Eingliederung führte zur Vereinheitlichung von Tarifen und Betriebsabläufen sowie zur Einführung eines modernen logistischen Netzwerks im gesamten Reich. Mit der Integration wurden die regionalen bayerischen Briefmarken durch einheitliche Reichspostmarken ersetzt. Für Sammler gab es jedoch noch eine Übergangszeit, in der bayerische Briefmarken erhältlich waren.

Die Integration des bayerischen Postwesens in die Reichspost stärkte die nationale Einheit und Effizienz des Kommunikationssystems im Deutschen Reich. Gleichzeitig blieb durch die Münchener Abteilung des Reichspostministeriums ein gewisses Maß an regionaler Identität erhalten, was den föderalistischen Charakter Bayerns betonte.

Diese Reform war ein wichtiger Schritt in Richtung eines zentralisierten, modernen Kommunikationssystems, das sowohl technische als auch organisatorische Fortschritte mit sich brachte.

Geburt von Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden (8. April 1655)

Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden-Baden, auch bekannt als „Türkenlouis“, wurde am 8. April 1655 im Hotel de Soissons in Paris geboren. Er war der Sohn von Erbprinz Ferdinand Maximilian von Baden-Baden und Ludovica von Savoyen-Carignan. Schon früh zeigte sich sein militärisches Talent, das ihn später zu einem der bedeutendsten Feldherren seiner Zeit machte.

Während des Großen Türkenkriegs errang er mehrere entscheidende Siege gegen osmanische Truppen, wodurch er maßgeblich zur Verteidigung Europas beitrug. Diese militärischen Erfolge brachten ihm seinen Spitznamen „Türkenlouis“ ein. Neben der strategischen Umstrukturierung seiner Truppen und der erfolgreichen Durchführung mehrerer Feldzüge zählte sein kluges Kriegsmanagement zu seinen wichtigsten Errungenschaften.

Ludwig Wilhelm war auch ein bedeutender Bauherr. Sein größtes architektonisches Werk war das Residenzschloss Rastatt, das er selbst entwarf und das als erstes Barockschloss am Oberrhein gilt. Es diente als Machtzentrum und symbolisierte seinen Einfluss

Der Markgraf von Baden ist Teil der „Ersten Fünf“ – 5 DM Münzen, auf denen sein Porträt abgebildet ist. Diese Münzen bestehen aus 625er Silber, haben einen Durchmesser von 29 mm und ein Gewicht von 11,2 g. Sie erschienen anlässlich seines 300. Geburtstages.

Markgraf Ludwig Wilhelm starb am 4. Januar 1707 in seinem Residenzschloss Rastatt, das er selbst hatte errichten lassen. Sein Wirken prägte nachhaltig die Geschichte der Markgrafschaft Baden und die militärische Entwicklung Europas.

Die ersten Briefmarken Bremens (10. April 1855)

Am 10. April 1855 führte die Freie Hansestadt Bremen ihre ersten Briefmarken ein und setzte damit einen Meilenstein in der Entwicklung eines modernen Postwesens.

Die erste Freimarke, mit einem Wert von 3 Groten, war ausschließlich für den inländischen Postverkehr innerhalb Bremens sowie seiner Enklaven Bremerhaven und Vegesack vorgesehen. Sie trug das Bremer Stadtwappen, den Schriftzug „Stadtpostamt Bremen“ und wurde auf graublauem Papier gedruckt, das aufgrund seiner Stabilität und Haltbarkeit ausgewählt wurde.

Bremen 3 Groten

Die Einführung dieser Briefmarke markierte den Übergang von einem unübersichtlichen System zu einem klar strukturierten und frankierten Postdienst. Bremen war damit ein Vorreiter unter den norddeutschen Staaten, da es bereits fünf Jahre nach Bayern und vor anderen Städten wie Hamburg und Lübeck eigene Postwertzeichen herausgab. Die Währung „Grote“, die seit dem 14. Jahrhundert in Bremen gebräuchlich war, blieb bis 1859 erhalten.

In den folgenden Jahren entwickelte sich das Bremer Briefmarkensystem weiter. Ab 1861 wurden Durchstichvarianten eingeführt, um die Trennung der Marken zu erleichtern, und ab 1866 erfolgte der Übergang zur Perforation. Bis zum Beitritt Bremens zum Norddeutschen Bund am 1. Januar 1868 gab es insgesamt fünfzehn verschiedene Ausgaben von Bremer Briefmarken, die durch unterschiedliche Drucktypen, Papiervarianten und Wasserzeichen geprägt waren.

Mit der Integration in den Norddeutschen Bund endete die Eigenständigkeit des Bremer Postwesens.