Spannende Zeitzeugen halten wir auch wieder in dieser Ausgabe „Zeitlose Welt der Briefmarken“ für Sie bereit. Diesmal mit den ersten Marken West-Berlins, den „Schwarzaufdrucken“ und die „Seenpost 1892″ aus Deutsch-Ostafrika.
Ergebnis des Ost-West Konflikts 1948: Die ersten Marken West-Berlins
Nachdem die deutschen Streitkräfte im Mai 1945 kapitulierten wurde die ehemalige Reichshauptstadt Berlin unter Vier-Mächte Verwaltung gestellt und aus dem übrigen besetzten Deutschland ausgegliedert. Nach langem Hin und Her eskalierte die Situation zwischen Ost und West in Berlin spätestens mit der sowjetischen Währungsreform am 24.06.1948 und der anschließenden Berlin-Blockade. In der Folge wurden die ersten eigenen Marken für den Berliner West-Sektor hergestellt. Dafür wurden Marken der II. Kontrollratsausgabe mit schwarzem Buchdruck-Aufdruck „BERLIN“ versehen und anfangs sowohl gegen West-, als auch gegen Ost-Mark verkauft. Diese erste eigene Ausgabe West-Berlins war nur kurze Zeit am Schalter und zählt zu Recht auch 75 Jahre später noch zu den immer gesuchten Klassikern der Nachkriegszeit, die ein so wichtiges Kapitel deutscher Geschichte dokumentiert.
Die Seenpost aus Deutsch-Ostafrika
1890 errichtete das Unternehmen Schülke & Mayr am Victoriasee eine Station zur Erprobung des Desinfektionsmittels Lysol. Da das staatliche Postwesen seinerzeit nur in den Küstenorten der Kolonie aktiv war, schloss Schülke & Mayr mit dem Gouvernement von Deutsch-Ostafrika einen Vertrag zur Errichtung einer Postverbindung mit mehreren Stationen von Daressalam an der Ostküste bis zum Victoriasee im Hinterland. Eigens dafür wurden von der Druckerei Giesecke & Devrient in Leipzig Postwertzeichen hergestellt, welche jedoch durch Auslaufen des Vertrags zwischen den Parteien nicht mehr zur Verwendung kamen. Zum 50-jährigen Firmenjubiläum ließ das Unternehmen 1939 allerdings Nachdrucke von den original Druckplatten und in Originalfarben durch die gleiche Druckerei produzieren. Die Marken zeigen Palmen und eine Seenlandschaft umrahmt von afrikanischen Waffen und die Auflage betrug lediglich 3.000 Sätze. Dieser seltene Satz gehört zu den dekorativen Stücken und ist noch moderat notiert.