In dieser Ausgabe „Zeitlose Welt der Briefmarken“ gehen wir mit Ihnen wieder auf Entdeckungsreise der philatelistischen Geschichte. Diesmal mit den über 170 Jahre alten ersten „Braunschweig Marken“, die letzte Ausgabe „SA/SS ungezähnt“ des III. Reichs und das erste „Nachkriegs-Markenheftchen“ von 1946.
Über 170 Jahre alt: Die ersten Braunschweig Marken komplett
1849 erschien in Bayern die erste deutsche Briefmarke und bereits 1852 folgten die ersten Marken des Herzogtums Braunschweig unter Herzog Wilhelm I.. Die drei Marken zu 1, 2 und 3 Silbergroschen zeigen mit dem sogenannten „Sachsenross“ einen Teil des Wappens des Herzogtums, welches auch heute noch vielerorts in früheren welfischen Gebieten, wie bspw. dem Bundesland Niedersachen, zu finden ist. Besonders die farbliche Gestaltung der Marken in Kombination mit der markanten blauen Stempelfarbe macht sie zu einem echten Blickfang im Album. Da in über 170 Jahren davon sicher vieles verloren ging oder kaum noch aktuellen Qualitätsvorstellungen entspricht, zählen komplette Serien in einwandfreier Qualität heute zu den absoluten Seltenheiten, die kaum einmal angeboten werden.
Aus den letzten Tagen des III. Reichs: SA/SS ungezähnt
Während die Schlacht um Berlin Ende April 1945 bereits in vollem Gange war wurde noch eine letzte Briefmarken Ausgabe in der Staatsdruckerei Wien für das III. Reich produziert. Ganz im Zeichen von Propaganda und „Endkampf“ zeigen die beiden Marken einen SA-Mann mit Fackel, sowie einen SS-Soldaten am Maschinengewehr mit Hakenkreuz-Standartenträger im Hintergrund und sind in ganz markantem Rot gehalten. Durch die chaotischen Zustände der letzten Kriegstage blieb ein kleiner Teil der Auflage ungezähnt. Da nach der Kapitulation, nur wenige Wochen später, das meiste vernichtet wurde oder verloren ging sind diese Spezialitäten heute vergleichsweise selten und fehlen noch in vielen Sammlungen.
Zeugen der Zeitenwende im Doppelpack: Das erste Nachkriegs-Heftchen
Auf den ersten Blick erscheint es etwas merkwürdig, dass ein neues Sammelgebiet mit der Michel-Nummer „50“ startet. Hinter dieser unscheinbaren Nummer verbergen sich aber bei genauerem Hinsehen die komplexen politischen Verhältnisse der Nachkriegszeit im besetzten Deutschland. Da es nach der Kapitulation Nazi-Deutschlands 1945 für einige Jahre keinen souveränen Deutschen Staat gab wurde das 1946 ausgegebene erste Heftchen der Nachkriegszeit als Nachläufer dem Deutschen Reich zugeordnet. Dieses kam nur in Berlin und der sowjetischen Zone an die Schalter und ist seit dem ersten Tag für Sammler interessant. Denn die beiden Heftchenblätter mit Marken aus der „Ziffern“-Serie wurden in Heftchenbogen produziert, wobei es zu einer Vielzahl an Randleisten-Varianten kam. Die genaue Zusammensetzung dieser Bögen ist auch 77 Jahre später nicht vollständig geklärt und so bietet das Heftchen 50 weiterhin Chancen auf Neuentdeckungen und ein interessantes Stück Zeitgeschichte.