Zum Start in den Frühling widmet sich die neueste Ausgabe „Zeitlose Welt der Briefmarken“ wieder spannenden Zeitzeugen der Geschichte der Briefmarken. Diesmal mit dabei der „kleine Weihnachtsblock“ der sowjetischen Besatzungszone, der „Merkurkopf 50 Centimes“ der Festung Lorient und die „Dollfuß-Marke 10 Schilling“ aus Österreich.
Gesuchter Nachkriegs-Klassiker: Der kleine Weihnachtsblock
Zum ersten Weihnachtsfest der Nachkriegszeit wurde in Thüringen 1945 der erste Block der Sowjetischen Besatzungszone zu Gunsten der Opfer des Faschismus verausgabt. Allerdings war der Preis von 2 RM für den sog. „Kleinen Weihnachtsblock“ bei gerade einmal 12 Pfg. Nominalwert der Marken für damalige Verhältnisse horrend und so blieb die Auflage vergleichsweise winzig. Davon wiederum ist nach über 75 Jahren so manches Stück verloren gegangen oder entspricht kaum noch heutigen Qualitätsvorstellungen. Trotzdem ist der Block noch vergleichsweise moderat notiert und eine legendäre Nachkriegsausgabe.
Zeitzeugen der Belagerung von Lorient: 50 Centimes von 1945
Die französische Stadt Lorient diente während des II. Weltkriegs als wichtiger Stützpunkt der Wehrmacht am Atlantikwall. Nach der nahezu vollständigen Zerstörung durch Luftangriffe 1943 wurde der Kessel von Lorient bis Kriegsende von den Alliierten belagert und so vom restlichen Besetzungsgebiet abgeschnitten. Nur durch Einigung mit dem französischen Roten Kreuz im Januar 1945 konnte der Postverkehr, unter Zensur, aus dem Festungsgebiet wieder aufgenommen werden. Dabei wurde die gesammelte Post von deutschen Offizieren im sog. Niemandsland an die Alliierten übergeben. Zum Einsatz kamen, in vergleichsweise winziger Stückzahl produzierte und mit dem Handstempel „Festung Lorient“ versehene, französische Urmarken. Von diesen seltenen Stücken sind nach 77 Jahren nur noch ganz wenige in einwandfreier Qualität erhalten.
Österreich-Highlight der 30er-Jahre: Die Dollfuß-Marke
Als in Deutschland die Nationalsozialisten unter Hitler an die Macht kamen, war Engelbert Dollfuß von 1932-34 Bundeskanzler von Österreich. Seine Politik ist bis heute nicht unumstritten. Zum einen grenzte er Österreich gegen Hitler-Deutschland ab, zum anderen führte er im eigenen Land einen autoritären Regierungsstil ein. Letztendlich führte das zu andauernden Unruhen und bei einem Putschversuch wurde Dollfuß am 25.7.1934 von NS-Stoßtrupps im Bundeskanzleramt erschossen. Genau 2 Jahre später erschien am 25.7.1936 eine großformatige Marke mit dem Porträt des Politikers. Für damalige Verhältnisse hatte sie die hohe Nominale von 10 Schilling und mit nur 100.000 Stück war die Auflage winzig. Und selbst davon ist nur ein kleiner Teil erhalten, denn nach der deutschen Besetzung Österreichs am 13.3.1938 wurde die Marke sofort eingezogen und vernichtet. Damit gehört die Dollfuß-Marke heute zu den legendären Seltenheiten aus den 30er Jahren und fehlt in vielen Sammlungen.